(2) Wahrscheinlichkeit (Probability)
Es sollte nun klar sein, dass eine Wettquote im Markt der Preis einer Wette ist.
Und jetzt – der weit verbreitete falsche Glaube (Irrtum) unter Sportfreunden: Wettquoten „repräsentieren“ die Wahrscheinlichkeit eines Ausgangs.
Dies ist falsch!
Denn Wettquote (Preis) und Eintrittswahrscheinlichkeit haben nichts miteinander zu tun. So wie der Preis für einen Liter Milch im Laden nichts mit den tatsächlichen Erzeugerkosten zu tun hat.
Es ist zwar absolut korrekt, dass sich Wettquoten in deren implizierte Wahrscheinlichkeiten umwandeln lassen, jedoch repräsentieren diese Wahrscheinlichkeiten, welche sich aus der Umwandlung der Wettquoten ergeben, nur in Ausnahmefällen den tatsächlichen Erwartungswert (die ‚echte‘ Chance, dass ein Ereignis eintritt).
Buchmacher balanzieren ihre Bücher, passen Wettquoten öffentlichen Meinungen an, benutzen Wettquoten als Marketinginstrument, usw. usf.
Merksatz (wichtig!): Eine Wettquote ist der Preis für eine Wette, nicht deren Wahrscheinlichkeit.
Wie im normalen Leben, gibt es bei Wettanbietern einen Sommerschlussverkauf, Feiertags- und andere Sonderangebote, Rabatte, usw…. nur dass im Sportwettgeschäft eine Terminologie herrscht, welche im „normalen“ Leben nicht vorkommt, bzw. in einem anderen Zusammenhang eingesetzt wird.
Hier an dieser Stelle, kommt der Riesenvorteil der Buchmacher ans Tageslicht…
Wieviele Leute kennst du persönlich, die mit einem Sinn für Wahrscheinlichkeiten geboren sind? Kennst du eigentlich jemanden, der auf eine fundierte (!) Ausbildung in Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung zurückblicken kann? Hat diese eine, seltene Person Interesse an Sportwetten?
Andererseits, kennst du Leute, die Rabatten nachjagen und es kaum erwarten können, dass der nächste Sommer- oder Winterschlussverkauf kommt? Kannst du guten Gewissens behaupten, dass diese Leute da tatsächlich jedes mal Schnäppchen und dann auch noch gute Qualität erwerben? Oder geben sie da vielleicht mehr Geld aus, als sie sich eigentlich leisten können, und kaufen sogar viele Dinge, die sie nicht wirklich brauchen, aber welche „sooooooo billig“ waren?
Ich will an dieser Stelle nicht in Wahrscheinlichkeiten eintauchen. Dies würde diesen Artikel sprengen. Ich hoffe allerdings sehr, dass der Punkt, den ich machen wollte, verstanden ist:
- Eine Wettquote ist der Preis für eine Wette
- Eine Wettquote lässt sich in deren implizierte Wahrscheinlichkeit umrechnen, welche allerdings nichts mit dem tatsächlichen Erwartungswert zu tun hat.
Dies sind die zwei Dinge, die man unbedingt verstehen muss, um eine Chance zu haben, das Konzept ‚Value Betting‘ zu verstehen.
Jetzt kommen wir endlich zum Begriff ‘Value’ einer Wette…
(3) Value einer Wette
Wenn Profis vom ‚Value einer Wette‘ sprechen, meinen sie damit nicht den Preis der Wette (Wettquote). Sie meinen damit auch nicht, dass die konkret betrachtete Wettquote zu teuer oder zu billig ist.
Von ‚Value‘ wird gesprochen, wenn ein positiver Rückfluss erwartet werden kann. Es geht um die Werthaltigkeit einer Wettentscheidung. Mathematisch kann man zur Berechnung von Value, Formeln zur Berechnung von Return on Investment (ROI) verwenden.
Der ‚mathematische Vorteil‘ (Value einer Wette) lässt sich ausrechnen und man trifft damit eine technische Aussage zur erwarteten Anlagerendite.
Es gibt zwei verschiedene ‚Values‘:
- Der mathematische Vorteil einer Wette (erwarteter Return)
Hieran erkennt man, ob der angebotene Preis zu niedrig oder überteuert ist.
Dieser Wert sagt aus, um wieviel man seine Investition erhöht, wenn man immer wieder die selbe Wette ausführt. - Relative Abweichung: Die implizierte Wahrscheinlichkeit (Marktwettquote) relativ zum Erwartungswert (wahre Wahrscheinlichkeit)
Für weiterführende statistische Auswertungen. Beispielsweise sehr hilfreich für Korrelationsanalyse, Clustergruppenbildung, etc.
Beide ‚Values‘ jedoch, der „mathematische Vorteil“ wie auch die „relative Abweichung“ einer Wette, sind nur Kennzahlen mit einer bedingten Aussagekraft.
… jetzt kommt der spannende Teil… Vorsicht! Es wird mathematisch!
Hai Fußballwitwe,
dein Blog mit den vielen Informationen gibt mir einen neuen Ansatz, um vom Spielen in das Investieren zu gelangen.
Um gewisse Finanzmathe auch zu verstehen, rechne ich auch so manche deiner Formeln nach. Der Artikel „Was ist Value? Was versteht man unter Value Betting?“ beinhaltet allerdings einen Fehler im „alternativen Rechenweg“ zur Berechnung des Value für eine Backwette.
Der Nettoertrag (Marktpreis) sind in deinem Beispiel 0,27
Der Rechenweg lautet korrekt:
100 x 10 € * 0,27 * 81,3% = 219,51 €
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Führe diesen besonders guten Blog bitte noch lange Zeit!
LG Fred
Hi Fred, danke für’s Aufmerksammachen auf den Tippfehler. Ist korrigiert. Der Teufel liegt oftmals echt im Detail. 🙂
Hi
Vielen Dank für deine Ausführungen
Du definierst Roi recht seltsam, in deinem aufgeführten Bespiel, investierst du 1000 € und hast einen Gewinn von 32,72 € . Das entsprich 32,72 / 1000 = 0,0372 = 3,72 % Yield
3,72 % Yield sind jedoch nicht gerade sonderlich viel und du bezeichnest es als dicken Value?
Inbesondere wenn man mit einbezieht, das deine Berechnungen ja durch aus verschiedenen Gründen NIE zu 100 % korrekt sind, halte ich es doch für fragwürdig solche knappen Valuebets zu machen
MfG
EDDY
Hi Eddy, wie man ROI/Yield berechnet… dazu gibt’s einen Artikel im englischsprachigen Blog: Stake, Yield, Return on Investment (ROI), Investment – Definitions and Formulas
Du hast natürlich Recht, 3,72 % Yield sind nicht gerade sonderlich viel… aber ich bezeichne diesen auch nicht als „dicken Value“ 🙂
Es ist nichts weiter als ein Rechenbeispiel.
Hi, Fussballwitwe! Alles klar!
Ich bedanke mich bei dir für ausführliche Antwort!
Ist einfach Schade, daß dein HDA-System nicht zum richtigen Erfolg geworden. Ich halte es aber für echte wissenschaftliche Leistung!
LG Roman
Hi, Fussballwitwe! Vielen Dank für dein Artikel!
In dem Zusammenhang wollte ich fragen, ob du für die Spielzeit 2014/15 HDA-Betting-Value System Portofolio aufgrund deinen Simulationstabellen wieder erstellen würdest?
Ich habe damals es verfolgt und auch einiges getestet. Ich habe dazu eine Frage: es gab im Portofolio 2012/13 mehrere picks „lay away team“. Was wurde damit gemeint? Ging es dabei um ein bestimmtes Team, daß away überdurchschnittlich selten gewinnt vs.sämtliche Heimmannschaften.
Oder aber ging es um eine bestimmte Heimmannschaft, die überdurschnittlich selten at home verliert vs. sämtliche away-Mannschaften?
Vielen Dank in voraus für deine Antwort!
LG Roman
Hi Roman,
es sieht sehr danach aus, dass es für die Spielzeit 2014/15 keine HDA Portofolios geben wird und wohl auch keine Simulationstabellen. Deren Erstellung ist einfach viel zu zeitaufwendig und dann auch noch die Aufarbeitung für die Öffentlichkeit… Aufwand und Nutzen (für mich) stehen da in keinem Verhältnis.
Um eine Analogy zu ziehen… ich kann keine Autos entwerfen und verkaufen, wenn ich dann auch noch allen erklären muss, was ein Auto überhaupt ist, und Leuten dann auch noch deren Bedienung und auch das Fahren beibringen muss. Ich habe mich daher entschieden, mich auf ausschließlich die Herstellung von Rädern zu konzentrieren.
Die „Räder“, die ich anbiete, sind derzeit der Over/Under Kurs, die Exceltabelle für Wahre Wettquoten & Value Berechnung und der Betting Odds Converter.
Im Sommer habe ich vor, den Kurs komplett zu überarbeiten und auf den aktuellsten Stand zu bringen und einen Asian Handicap Kurs anzugehen. Der Value Kalkulator braucht dringend eine Erweiterung, so dass dieser für alle möglichen Wettquoten eingesetzt werden kann (Moneyline, Bruch, Dezimal, Hongkong, Indonesisch und Malay).
Mehr geht nicht. Auch mein Tag hat keine 48 Stunden.
Zu deiner anderen Frage: Ich habe die Auswahl von Picks anhand der HDA Tabellen hier mal versucht zu erklären: 1×2 Systemwetten: Daten Auswertung, Interpretation und Strategieentwicklung LAY THE DRAW
Es geht darum, wiederkehrende Muster zu finden, beispielsweise Teams, deren Durchschnittswerte regelmäßig vom Ligadurchschnitt abweichen. Dafür sind die HDA Tabellen ideal, weil einem da die Ausrutscher ins Auge stechen. Aber sie sind scheinbar nur für mich ideal, denn es macht den Eindruck, dass es nur ich bin, die auf den ersten Blick etwas komplexere wiederkehrende Folgen sieht und erkennt. Mein Mann, egal wieviel Mühe er sich gibt, ist auf meinen Input angewiesen. Er stirbt dann auch schnell bei der weiterführenden Analyse ab. Wieder, nur ich, die das angehen kann.
Daher sind die HDA Tabellen und 1×2 Portfolios Vergangenheit. Ich muss nicht nur meinen Mann in der Interpretation und Benutzung der HDA Tabellen und dem folgenden Portfolioaufbau ausbilden, sondern dann auch noch die halbe Welt.