Abwägung zwecks Wetten
1. Vergleich Markt und berechnete Wettquote
Die Wettquote im Markt beträgt 1,81 und ist damit 17% höher als durch die eigene mathematische Kalkulation erwartet.
Oftmals sind die Wettquoten für den Favoriten im Markt niedriger, aber nicht in diesem Fall.
Warum?
2. Erklärungen suchen
Der obige Screenshot zeigt die Eröffnungspreise der Buchmacher. Pinnacle, wie auch die meisten anderen Buchmacher, haben ihre Quoten am 25.4.2012 abends gegen Mitternacht, nur wenige Stunden nach Bayerns Sieg gegen Madrid, veröffentlicht. Die meisten Buchmacher haben mit Wettquoten zwischen 1,68 und 1,72 für Bayern eröffnet.
Diese Wettquote entspricht genau dem weiter oben ermittelten Durchschnit A: 58,35% (Wettquote aus den letzten 30 Heimspielen von Bayern und 30 Auswärtsspielen von Chelsea). Die Spiele gegen Mannschaften aus dem Gegnerland sind somit nicht in die Buchmacherquoten eingeflossen und verschaffen somit demjenigen, der etwas genauer rechnet einen mathematischen Vorteil.
Ende April hat Abramowitsch seinen Chelsea’s Spielern einen satten Bonus versprochen. Sollten sie das Spiel gewinnen, werden 12 Millionen € ausgeschüttet, was eine Extrazahlung von 459,000 € für jedes Teammitglied bedeutet.
Dieser zusätzliche Anreiz hat sich dann so um den 14. Mai auf die Wettquoten ausgewirkt – Bayerns Quote ist gestiegen und Chelsea’s Quote gefallen.
3. Wettentscheidung treffen
Mit diesem tieferen Verständnis, wie Bayerns derzeitige Wettquote entstanden ist, kann nun abgewogen werden, ob sich eine Wette auf Bayern “lohnt”.
Wie bereits erwähnt, entspricht die Wettquote im Markt genau dem Durchschnit aus den letzten 30 Heimspielen von Bayern und 30 Auswärtsspielen von Chelsea ohne Berücksichtigung der Spiele gegen Mannschaften aus dem Gegnerland.
Durch die Hinzunahme der historischen Ergebnisse gegen Mannschaften aus dem gegnerischen Land springt die Back-Wette auf den Sieg von Bayern als Valuewette heraus und man kann somit eine Wettenscheidung treffen, welche langfristig einen mathematischen Vorteil zugunsten des Wetters erzeugt.
Die wahre Wettquote für Bayern (Nullwettquote) ist:
1 geteilt durch die erwartete Wahrscheinlichkeit 64,6% = 1,55
Der Markt bietet die Wette zu einem Preise von 1,81
Wettempfehlung für dieses Spiel:
Back – Wette Bayern Sieg
(Wettquote: 1,81, Nullquote: 1,54, Value: 17,4%, Wahrscheinlichkeit: 64,9%)
Zur Erinnerung: Gewinne beim Wetten lassen sich langfristig nur erzielen, wenn man zu Quoten layed oder backt, die NICHT exakt die Durchschnittsquote (das statistisch erwartete Ergebnis) darstellen. Man layed, wenn die Quoten niedriger sind als statistisch erwartet und backt, sind die Quoten höher.
@ Andy. Wenn es tatsächlich eine 50/50 Chance wäre, hättest du doch schon den perfekten Value, wenn bei einer Mannschaft das AH 0 über 2,00 wäre.
Wie bereits gesagt, an einem Spiel kann man es nicht sehen, ob man mit seiner Kalkulation richtig lag. Das sieht man erst wenn man eine große Anzahl der Spiele hat.
Außerdem ist es die EINZIGE Quelle im ganzen Internet (!), wo Du lernen kannst wie Buchmacherquoten berrechnet werden.
Die Fussballwitwe hat’s schon mal geschrieben, daß sobald man dahinter kommt wie das gemacht wird, es um enttäuschend leichte Arithmetic geht und ich finde es krass daß nirgendwo darüber gar nur erwähnt wird. Mir ist es klar daß die sogenannten Tipser Seiten keine Ahnung davon haben ….. es ist tragi-komisch…
Da sieht man es mal wieder. Wahrscheinlichkeitsberechnungen zu solchen Ausnahmespielen machen aus meiner Sicht keinerlei Sinn. Das ist und bleibt einfach Roulette. Schon aus rein mathematischer Sicht kommt man doch nur auf eine 50:50 Chance, da es ja nur ein Spiel gibt. Ausfälle von Spitzenspielern sind dabei auch keine Gewähr dafür das die vermeintlich komplette Mannschaft gewinnt. Oft hat man offensichtlich dezimierte Mannschaften gerade in solchen Situationen über sich hinaus wachsen sehen.
Reine Zahlenspielerei und das für 25 Euro??
Das Hauptproblem beim Wetten, welches ich bei meinem Schatz und vielen Lesern beobachte, ist, dass man sich auf das Ergebnis eines Einzelspiels konzentriert, und dabei aus den Augen verliert, dass es beim Berechnen von Wahrscheinlichkeiten stets um Verteilungen geht.
Bayern hatte bei diesem Spiel eine Chance von 64,9%, das Spiel zu gewinnen, d.h. 100 Spiele ähnlicher Konstellation werden mit etwa 65 Heimsiegen enden (plus minus eine Varianz von 5%). Welche konkreten 35 Spiele allerdings verlieren werden und welche 65 nicht, das verrät die beste Wahrscheinlichkeitsberechnung nicht.
Danke fuer den Hinweis, Dirk. Ist korrigiert.
Der Link zum Shop das Excelsheet funktioniert nicht 🙁
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(Test mit Firefox, Internet Explorer)
Excel Spreadsheet zum Kauf: Komplette Kalkulation des UEFA Champions League Finale FC Bayern München gegen Chelsea FC
Hallo Fussballwitwe,
immer wieder schoen Deine Kalkulationen zu sehen. Es ist mir klar, dass der Markt die gleichen Kalkulationen durchfuehrt um an die angebotenen Quoten zu gelangen.
Diesmal jedoch stimmen sie auch mit der von der massey seite vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten, was beim DFB Pokalspielfinale nicht der Fall war. Gemaess jenene Kalkulationen hatten die Dortmunder einen 0.25 Tore Vorsprung und ich glaub der Unterschied kam von der Tatsache dass Bayern besser international als Dortmund spielt, jedoch alle Auswaerstspiele in Betracht gezogen wurden.
Es ist aber gut zu sehen, dass der Markt genau diese Vorgehensweise hat, wie Du sie vorschlaegst!
Vielen Dank noch einmal fuer die tollen Previews!
LG
Danke, es ist immer schön zu hören, dass meine Artikel gefallen 🙂
Die Kalkulation der Erwartungswerte, d.h. der Quoten im Markt, erfolgt immer nach demselben Prinzip. Letzte 25-30 Spiele, Heim oder Auswärts, direkte Begegnungen und manchmal wird auch der Liga Durchschnitt berücksichtigt (wenn es beispielsweise nicht genug direkte Begegnungen gibt, oder zu große Abweichungen).
Die Formeln sind enttäuschend primitiv, kommt man einmal dahinter. Normales Schulwissen reicht, um Quoten nachzurechnen, man muss kein Mathematiker sein.
Hat man einmal diese Basis der Wettquotenkalkulation verstanden, wird es spannend. Denn dann kann man anfangen, Fehler zu finden, um eine ‘smart betting’ Strategie zu entwickeln.
Am Ende ist aber alles sehr technisch-mathematisch und mit viel Disziplin verbunden.
Hallo, Fussballwitwe!
Vielen Dank für diese ausführliche und verständliche Analyse! Ich wusste nicht, daß auch die Spielstatistik anderen deutchen Teams vs. Chelsea bzw. Bayern Spiele vs. andere englische Teams auch in die Berechnung einfließen könnten. Ist es bewährte bzw.relevante Methode? Wenn ja, dann macht es die Berechnungen natürlich feiner.
Ich denke, daß vielleicht 2:5 Klatsche vs. Dortmund am 12 Mai die Quote beinflusste und nicht vom Abramovic versprochene 400000€/pro Nase. Und zeitlich passt es besser i. Bild: (12.5-2:5. Ab 14.5 stieg die Bayern-Q.).
Liebe Grüße Roman
Hallo Roman, Danke für das Lob.
Nein, die 2:5 Klatsche hat ganz sicher keinen Einfluss auf die Wettquote. Einzelergebnisse, insbesondere solche Ausreißer, fließen in die Wettquoten-Berechnung nur als eines von 25-30 berücksichtigter Spiele ein.
Es ist ganz sicher Abramovic’ Angebot. Die Buchmacher hatten lediglich nicht bereits Ende April reagiert, weil da die Nachfrage noch nicht losging für das Spiel. Man kann Nachfrage immer gut in Betfair beobachten. Bis Montag wurde das Spiel kaum gehandelt. Der Handel ist erst gestern richtig losgegangen.
Eine Wettquote von 1,68 – 1,72 auf Bayern so lange wie möglich anzubieten, ist lukrativer als in vorauseilendem Gehorsam Quoten zu zeitig zu erhöhen.
Dass Spielstatistik der Gegenseiten in die Quotenberechnungen mit einfließen, lässt sich an den Torewetten (Weniger/Mehr als X Tore, Beide Teams min. 1 Tor) erkennen. Keine dieser Wetten hält nennenswerten Value, wenn man sich die Auswertung in der Exceltabelle anschaut.
Hallo Soccerwidow,
hinsichtlich der „True Odds“ Kalkulationen stelle ich mir die grundsätzliche Frage, warum für manche Ligen/ Aufeinandertreffen die letzen 30 Spiele, für andere Spiele allerdings nur 25 Spiele berücksichtigt werden. Auch wenn es sich hierbei nur um eine Differenz von 5 Spielen geht, kann der Einfluss auf die finalen True Odds bemerkbar sein.
Hast du Backtesting betrieben und geschaut, für welche Ligen welche Anzahl historischer Spiele am ehesten an die Marktquoten herankamen? Kann es nicht auch sein, dass man sogar mehr als 30 Spiele berücksichtigen kann, getreu der Annahme das Fußballkader sowie Volkswirtschaften auch einem Performance-Zyklus folgen (obwohl es mir schon einleuchtet, dass man eher auf die vergangene Saison zurückgreift).
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
MfG
Cauchy
Hallo Cauchy,
Odds Kalkulation ist ein sehr, sehr komplexes Thema und ich kann im Blog immer nur Teilmengen vom großen Ganzen besprechen und vorstellen.
The Value Bet Detector mit H2H History bedarf nur die letzten 25 Spiele, da in die Formel die Begegnungen der beiden Mannschaften der letzten 10 Jahre mit einfließen.
Für internationale Spiele sind es 30 Spiele, um die Verteilung zukünftiger Spiele mit einer ausreichend guten Genauigkeit zu berechnen.
Statistisch gesprochen ist die Prognose von zukünftigen Verteilungen im Fußball per Definition sehr ungenau. Selbst 5 Jahre Spielzeit eines Teams gibt viel zu wenig Datensätze, jedoch noch länger in der Zeit zurück wird immer weniger relvant für die Gegenwart.
Mit nur 25 oder 30 Spielen „schätzt“ man Verteilungen nur ab, wobei der Value Bet Detector mit H2H History durch den Korrektionsfaktor eine Fehlerquote von nur 2-3% ausweist (mehr 1,000 Spiele bisher getestet).