Eine Betrachtung von Aktienhandel versus Fußballwetten


Im Aktienmarkt gibt es die Daumenregel: Kaufe wenn der Chart von links unten nach rechts oben verläuft und lass’ die Finger von einer Aktie, wenn die Kurve von links oben nach rechts unten fällt.

Bei einer Entscheidung, ob man eine Aktie kauft oder in einen Fond investiert, schaut der Anleger vor allem auf technische Analysen, also auf Charts, graphische Darstellungen, Bilanzen, Betriebsergebnisse der letzten Jahre, Wachstumsprognosen, Geschäftsberichte, also alles, was sich irgendwie in Zahlen und Nummern ausdrücken lässt.

Goldenes Sparschwein zwischen vielen anderenBild: Kristijan Zontar (Shutterstock)

Ist es böse zu behaupten, dass die meisten Aktienbesitzer die Namen und Funktionen der Vorstände der Firmen von welchen sie Aktien halten, eher nicht kennen? Was Aktienanleger ganz bestimmt nicht wissen und sich dafür auch nicht im geringsten interessieren, ist, ob einer dieser gewichtigen Leute gerade Schnupfen hat oder eine andere Krankheit.

Es interessiert niemanden, ob Vorstandsmitglied Nummer A den Ball geschossen und eine wesentliche Veränderung im Konzern zuerst vorschlug, oder ob das eigentlich Vorstandsmitglied B war oder ein kleiner, stets übersehener, Mitarbeiter C. Was den Anleger interessiert, ist: Was für eine Auswirkung könnte diese Geschäftsentscheidung auf den Preis der Aktie haben? Ist die Aktie korrekt bewertet? Bleibt die Aktie stabil? Wird der Wert wachsen oder fallen? Wann und wieviel Dividente gibt es?

Wer von den Aktienanlegern hat sich schon mal darüber Gedanken gemacht, dass da tausende von Menschen, Schicksale, Arbeitsverträge, Geschäftskonzepte, interne Papiere, Buchhaltungen, Abteilungen, Intrigen usw. existieren. In einem Konzern arbeiten tausende an Mitarbeitern und Geschäftspartnern oftmals in hunderten verschiedenen Ländern und Dinge könn(t)en millionenfach schiefgehen… Interessiert kein Schwein! Die Firmen behalten eh’ Intrigen und interne Probleme für sich und am Ende zählt für den Aktionär, was unterm Strich rausgekommen ist, mehr nicht.

Wie Aktiengesellschaften sind auch Fußballclubs lediglich nur Firmen. Tut mit leid, Fans! Bei Siemens kann man Telefone kaufen, bei Bayern München gibt es Fußball. Um Gewinne geht es beiden, nur dass manch ein Fußballer mehr verdient als ein Siemens Vorstand, was darauf zurückzuführen ist, dass die Gewinnmargen im Fußball besser sind.

Siemens wird nicht über Nacht ihre Geschäftsrichtung wechseln und Bayern München wird ganz sicher nicht über Nacht ein anderes Team sein als letzte Woche. Baut Siemens seit Jahren sein Gigaset, so kann man erwarten, dass das wohl so auch noch in einem Jahr so sein wird. Gewinnt Bayern so gut wie immer in der Allianz Arena, so wird das wohl auch bei den nächsten Spielen so bleiben. Siemens hat Telefone gebaut, egal wie der Vorstandsvorsitzende hieß und Bayern hat seine Siege zuhause erspielt, egal ob Schweinsteiger da gerade mal mitgespielt hat oder nicht.

Im Aktienmarkt bilden technische Analysen die Grundlage für Kaufentscheidungen, im Fußball weigert sich das Gehirn des Fans ein Analyseergebnis zu akzeptieren.

Für den Montag, 26.3.2012, hatte ich das Manchester Utd v Fulham Spiel analysiert und die Prognose erstellt, dass es entweder ein 1-0 oder ein 2-0 für Manchester werden wird. An sich ein positives Ergebnis für einen Manchesterfan, sollte man denken, aber meinem Mann schmeckte der Fakt nicht, dass Manchester nur so wenige Tore schießen sollte, trotz dass die Vorhersage so eindeutig positiv für sein Team war und einen Sieg auf voller Linie bescheinigte. All meinen Trendanalysen und Statistiken zum Trotz marschierte er frohgemuts ins Pub mit dem festen Glauben, Dutzende Tore für seine Mannschaft zu sehen und kam enttäuscht und miesgelaunt mit einem lapidaren 1-0 Ergebnis zurück.

Aktienanalysen zeigen ein strategisches Bild, Fußball Informationen verlieren sich im Detail.

Gestern habe ich einen Artikel zum Viertelfinale der UEFA Champions League angefangen zum Spiel Marseille gegen Bayern München und das Netz nach einer für mich offensichtlich einfachen Information abgesucht, von welcher man einen Trend hätte ablesen können: Bayern hat noch nie gegen Marseille gespielt, aber wie oft hat denn Bayern in den letzten 10 Jahren gegen andere Mannschaften der französischen ersten Liga gespielt und wie waren die Ergebnisse? Hat Marseille jemals gegen eine deutsche Mannschaft gespielt und wie waren da die Ergebnisse?

Klar, jetzt kommt das Argument, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen darf, aber im Aktienmarkt passiert das ständig und dennoch wird Trendanalysten Glauben geschenkt und Kaufentscheidungen getroffen, die auf solchen oder ähnlichen Äpfel-Birnen Vergleichen beruhen.

Im Fußball verliert man sich im Dschungel von Mitteilungen, da herrscht totale Informationsüberflutung. Für eine professionelle Spielanalyse ist allerdings die Mehrzahl der vorhandenen Informationen total irrelevant, zumal der Großteil Meinungsäußerungen sind: eine Bemerkung im Forum A, dass Stürmer Soundso seinen Vertrag verlängert hat und das dies die Motivation des Teams erhöht, ein Artikel in Zeitschrift B, dass ein Titelgewinn für Mannschaft X von enormer Bedeutung sei, dann noch viele Tabellen mit Toren und irgendwelchen Punkten, die kein Mensch versteht und ewig lange Listen mit Spielergebnissen.

Welcher Aktionär würde seine Entscheidung in Aktien von Siemens zu investieren, darauf aufbauen, dass deren Telefone 69 € kosten, Gigaset heißen, so um die 200g wiegen, eine Reichweite von 50m erreichen und schwarz sind? Bei Fußballwetten wird aber genau das gemacht! Man verliert sich in all den vielen Einzelheiten und Spekulationen, kann zum Schluss Wahrheit von Gerücht nicht mehr unterscheiden und trifft letztendlich Wettentscheidungen aus dem Bauch heraus. Dass es da klevere Geschäftsleute gibt, die aus diesem Durcheinander einen Vorteil zu schlagen wissen, braucht keinen zu verwundern. Der Fußball Tipster kann den Wald vor lauter Bäumen schon lange nicht mehr sehen und glaubt dabei auch noch, dass dies das besondere an Fußball ist.

Mehr zum Thema:
Wir wissen nichts über Fußball (Den Fußballforscher Roland Loy nerven die „unsäglichen Behauptungen“ von Trainern, Managern und Spielern über Fußball – viele Rätsel, wenig Wissen)


Last Update: 27 März 2012

Kategorien:Börsenwissen Leben & Finanzen Wettratgeber



7 Responses to “Eine Betrachtung von Aktienhandel versus Fußballwetten”

  1. 3 April 2012 at 7:00 am #

    Firmen können pleite gehen. Dann hat die gesamte Aktienkurs-Geschichte keinen statistischen Sinn. Auf dem Weg in die Insolvenz gibt es viele chaotische Sprünge. Vielleicht gibt es für den Gang in die Pleite statistisch relevante Anzeichen.

    Mögliche Insolvenz unterscheidet grundsätzlich die Fussballwetten von den Aktiengeschäften. Fussballmannschaften verschwinden selten.

    Firmenfusionen, neue globale Strategien führen zu den gleichen statistischen Brüchen.

    Statistisch Sinn hat das Ganze nur, wenn man sich die Rosinen im Fussball und bei den Aktienfirmen heraussucht.

  2. 1 April 2012 at 7:54 am #

    Es ist völlig egal, welche Spiele man zum Wetten auswählt, solange die Berechnungen und Formeln stimmen. Es ist allerdings nicht egal, welche der Wetten, die der Computer ausspuckt, man schließlich pickt. Es ist nicht möglich, finale Wettenentscheidungen ausschließlich auf Grundlage starrer Formeln zu treffen, d.h. diese voll zu automatisieren. Jede Wette muss individuell abgewogen werden, ein Prozess, welcher zwar auch formelbasiert sein kann (um Subjektivität zu vermeiden), welcher dann aber aktuellere Martkvariablen berücksichtigt, die sich nicht in einer 0-8-15 Formel ausdrücken lassen.

    Was ich konkret meine, ist, dass man für ein Spiel 5 bis 7 verschiedene Value Wettkandidaten findet und dann schließlich durch Abwägung sich ein bis drei davon aussucht und die anderen sein lässt.

    …und Finger weg von Kombiwetten 😉

  3. 31 März 2012 at 9:41 pm #

    @worace
    Sorry das ich nicht alles geschrieben habe was notwendig ist, ich betreibe eine Seite
    XXXXX nennen wir die mal so und suche mir aufgrund von Statistiken aus den letzten Spielen bestimmte Ligen. Kopiere die Werte in eine Tabelle und die hinterlegten Formeln zeigen eine Tendenz 🙂 dann kommen noch Werte von anderen Seiten aus dem Netzt dazu, meine Erfahrungen ud die Meinungen von bestimmten Usern. Es wir ein Abgleich gefahren mit der dem OFF von Fussballwitwe auf bet…. und noch anderen Usren die ich seit vielen Jahren kenne.

    Und jedes WE schaue ich , wundere mich und lasse ein Projekt fallen, weil der Ansatz faslsch ist oder eben der Fehler in meiner Person liegt.

    Oder wer hätte gedacht, das Dortmund nach Führung zurück liegt und doch nicht verliert ?
    Oder das Blackpool mal eben gegen den Tabellenführer mit HC1-2 gewinnt oder das Swindon nicht gewinnt und Shwesbury auch nicht oder oder oder.

    Da kann man rechnen und rechen, aber die Auswahl welche Spiel berechnet werden trifft nicht das Progamm, sonder ich der Anwender und hier liegt der Fehler.

    O.k. wird mit dem Thema hier nix zu tun haben, aber egal wollte ich halt hier los werden. GR EC

  4. 27 März 2012 at 10:48 pm #

    @EuroCafe
    Also ich verstehe Deinen Beitrag nicht. Du hast ein Projekt, das nichts kostet. Aber Du stellst es wieder ein, weil es Verluste einbringt. Was hat das mit dem Thema zu tun?

  5. 27 März 2012 at 8:03 pm #

    Das 1:0 gegen Fulham kam nicht gänzlich unerwartet… es gibt eine lange Geschichte zwischen diesen beiden Teams – Fulham verliert zwar immer, hält aber stets die Torzahl gering, wie ein kleiner standhafter Zinnsoldat 🙂

    Je mehr ich rechne und übers Wetten nachdenke: man kommt um fundamentale Analysen von jedem einzelnen Spiel nicht umhin, d.h. dass automatische Auswertungen wahrscheinlich einfach nicht funktionieren – jedes Spiel muss einzeln betrachtet werden, wie eine Aktie. Ist zwar sehr, sehr zeitaufwendig, aber dann gewinnt man wenigstens auf Dauer.

    150 Spiele für ein Wochenende rauszusuchen. Irre! Ich bin froh, wenn ich 2 bis 3 am Tag schaffe.

  6. 27 März 2012 at 7:40 pm #

    Klar sind 10% viel, aber so einfach ist das Ganze doch nicht, ich fahrer zur Zeit ein Projekt was nichts kostet, außer Zeit 🙁 Habe am WE aus 400 Spielen aus der ganzen Welt 150 rausgesucht, die Over sein könnten, bd. ein Tor erzielen, es ein Unenschieden sein müsste oder ein normaler Sieg oder HC – Sieg.

    1te Woche Freitag bis Samstag + 450 🙁 Sonntag wegen Bankroll alles versmmelt 🙁
    2te Woche Freitag Plus, Samstag -150 und Sonntag noch mal Minus , dafür am Monat bis auf Man Utd alles getroffen.

    Frage woran liegt das ? Es sind nur kleine Quoten und sichere Spiele die ich raussuche und doch will kein Gewinn bei rauskommen und die Nachschau zeigt nur, das einige Favoriten mal eben nur 2 Tore erzielt haben oder ein 0:0 serviert haben. Und wieso führt eine Manschaft wie Man Utd 1:0 zu Pause und dann kommt nix mehr, sowas bin ich von GB überhaupt nicht gewöhnt.

    Und schwups stirbt das Projekt schon bevor es eigentlich richtig am laufen war 🙁

  7. 27 März 2012 at 4:18 pm #

    Wieder mal ein toller Artikel von Ihnen. Stimme voll mit dem Inhalt überein. Was mich immer wieder amüsiert ist, wie intensiv sich viele Leute v o r dem Spiel mit Verletzungen und sonstigen Befindlichkeiten der Spielteilnehmer auseinander setzen.. Eine alte Fussballerweisheit lautet „Entscheidend ist auf dem Platz“. Das heißt, für den Spielausgang ist entscheidend, was w ä h r e n d des Spieles passiert: Verletzungen, Witterungsbedingungen, Entscheidungen (positiv wie negativ) von Trainern, Spielern, Schiedsrichtern etc.. Und dies lässt sich eben nicht voraussagen.

    Deshalb verlasse ich mich zum Wetten auch lieber auf die Mathematik.

    Auf der anderen Seite: Gerade die Imponderabilien machen den Reiz des Fussballspieles aus. Auch 10% Siegwahrscheinlichkeit reichen manchmal zum Gewinn.

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