Investiere in deine Zukunft: Wert-pro-Nutzung Regel


Cost per Wear oder Cost per Use sind zwei Begriffe aus dem Englischen, die sich ins Deutsche wie folgt übersetzen: Wert-pro-Nutzung oder Kosten-per-Einsatz oder, in betriebswirtschaftlicher Terminologie, Verschleißkosten.

Da wir hier nicht von Unternehmen sprechen, sondern von Privatpersonen, erkläre ich das Konzept an Beispielen für den privaten Gebrauch.

Wert pro Nutzung - Beispiel Kauf LotusCollage von Shutterstock Fotos

Die Grundidee ist Folgende: Du kaufst ein Auto (ein Smartphone, ein Kleidungsstück), und schätzt, wie oft du es verwenden wirst. Der Wert-pro-Nutzung Faktor berechnet sich durch einfache Division: Der Kaufpreis wird durch die Gesamtzahl an Tagen geteilt, die die Neuanschaffung verwendet werden wird. Ziemlich einfach, wirklich.

Man fragt sich also, jedes mal, wenn man einkauft, was das Einzelteil pro Gebrauch kosten wird (man rechnet sich also eine Art Leasingrate/ Leihgebühr aus). Man bricht somit einen großen Preis auf eine greifbare Größe runter, und kann dann die Anschaffung ins Verhältnis zu seinem Einkommen setzen, und auch die einzelnen Anschaffungen zueinander.

Um die Denkweise etwas verständlicher zu machen, hier ein Beispiel:

Du erwägst den Kauf eines Lotus Neuwagens. Du denkst, dass du im Sommer fast jeden Tag, vielleicht 6x die Woche (156 Tage) fahren wirst, und im Winter wahrscheinlich 3 mal die Woche (78 Tage), d.h. im Jahr 234 Tage.

Das Auto kostet 65.000€ und in 5 Jahren denkst du, dass du es für etwa 35.000€ wirst verkaufen können = 30.000€ für 5 Jahre Nutzung.

Alle anderen Kosten wie Versicherungen, Kraftstoff, TÜV usw. mal beiseitegestellt… Die Kosten per Einsatz (nur für die Anschaffung) sind 30.000 geteilt durch 1,170 Tage (5 Jahre) = 25,64€.

Im Falle des Lotus muss man natürlich weiterrechnen, und Versicherung, TÜV, usw. dazurechnen und kommt dann wahrscheinlich so auf 35€ pro Fahrt (nur für den Gebrauch, ohne Kraftstoff). Je nach deinem Vermögen kannst du nun überlegen: Ist es wert für mich, 35€ pro Nutzung für den Spaß, einen Lotus zu fahren, auszugeben?

Sagen wir, du verdienst gar nicht mal so schlecht und dein monatliches Gehalt beträgt 3.800€ Netto. Dafür arbeitest du 180 Stunden im Monat. 3.800€ geteilt durch 180 Stunden = 21,11€.

Das heißt, du musst etwas mehr als 1 ½ Stunden arbeiten (1,65 Stunden, um geau zu sein), um eine Fahrt mit deinem neuen Lotus zu bezahlen. Ist das wert für dich?

Wert-pro-Nutzung ist natürlich nicht das Einzige, was man tun sollte, um sich zu entscheiden, etwas zu kaufen oder nicht zu kaufen, aber es hilft definitiv, darüber ernsthaft nachzudenken. Für Privatpersonen ist diese Kennzahl ein hervorragender Faktor für Kaufentscheidungen, da sich ein großer Preis auf eine Stunde runterrechnen lässt.

Die Kosten-pro-Einsatz Methode hilft Anschaffungen miteinander zu vergleichen, die auf den ersten Blick nicht vergleichbar erscheinen:

Man sieht ein Kleidungsstück, was man nicht wirklich braucht, aber es gefällt einem sehr… Andererseits weiß man, dass man im Kleiderschrank schon jede Menge andere, ähnliche Sachen hängen hat.

Oftmals siegt der innere Schweinehund (bei fast allen), und man kauft dann die Jacke für 150€. Hätte man aber den Wert-pro-Nutzung Faktor ausgerechnet… Ehrlich, diese Jacke wird wahrscheinlich nicht mehr als 5x im Jahr getragen werden, denn es hängen ja schon 5 andere im Schrank. Die „Leihgebühr“ (Wert-pro-Nutzung) wäre dann 30€.

Ist mir das Tragen diese Jacke genauso viel wert wie das Fahren eines Lotus? Ist die Jacke es wert, dass ich pro Nutzung 1,4 Stunden dafür arbeiten muss? Insgesamt fast einen ganzen Tag (7 Stunden mal 21,11€)?

Auch Investionen lassen sich mit dem Faktor in ein Verhältnis stellen:

Zum Beispiel, du hast ein Haus, planst Umbaumaßnahmen und denkst über den Ausbau des ungenutzten Schuppens im Garten als Gästehaus nach. Dieser Spaß wird mit Baugenehmigung, Badezimmer, Baumaterial, Handwerkern, etc. 50.000€ kosten.

Die Abschreibung (Nutzungsdauer) von Wohngebäuden wird vom Finanzamt mit 25 Jahren angesetzt, aber in Realität liegt die Nutzungsdauer irgendwo in der Region von 10-12 Jahren. Dies ist die Zeit, bis sich irgendwas ändert, man renovieren muss, oder, oder. Das heißt man muss die 50.000€ duch 12 Jahre teilen = 4.166€ pro Jahr Nutzung.

Wieviele male wird das Gästehaus im Jahr verwendet werden? Falls du zu vermieten planst, dann vielleicht 30 Wochen (60%ige Auslastung ist normal), falls nicht und nur für private Gäste (Freunde), dann vielleicht 6-7 mal für je eine Woche pro Jahr?

Für eine Nutzung als Unterkunft für Urlauber kostet dich das Zimmer 139€ pro Woche (4.166€ geteilt durch 30 Wochen). Lebst du in einer Region, in welcher du locker €450 pro Woche für ein Gästezimmer kassieren kannst? Falls, ja, dann lohnt es sich. Falls nein. Deine Entscheidung. Vielleicht hast du ja zu viel Geld übrig und weißt eh nicht wohin damit.

Falls du das Zimmer jedoch nur für Freunde oder Familie nutzen willst, wird dich jede Woche ihres Aufenthalts 595€ kosten (4.166€ geteilt durch 7).

Wenn du nur 7 mal im Jahr Freunde/Familie für eine Woche zum Übernachten da haben wirst, bist du wahrscheinlich besser dran, Unterkünfte in deiner Umgebung zu suchen. Sehr wahrscheinlich, dass diese preiswerter als 595€ pro Woche sind.

Es ist dann nicht nur kostensparender für dich, für Freunde einfach nur eine Unterkunft zu buchen (und diese zu bezahlen), sondern es stärkt auch die Freundschaft. Denn es kommt bei Leuten immer gut an, wenn man sich für sie „streckt“ und beispielsweise die Kosten für Übernachtung übernimmt.

Jedoch die Kosten pro Einsatz Logik beiseite getan, natürlich muss man erstmal in der Lage sein, sich den Kauf überhaupt zu leisten. Denn egal wie gut ein Deal sein könnte, wenn du das Geld nicht hast, sind die Kosten pro Einsatz total irrelevant.

Diese Art von Berechnungen hilft, mehr in langfristige Anschaffungen zu investieren, in Dinge, die viel und oft gebraucht werden. Es geht hier nicht um Schnäppchenjagd und möglichst billig zu kaufen, es geht darum, etwas mehr Zeit damit zu verbringen, darüber nachzudenken, WIE eine Anschaffung verwendet werden wird.

Kosten-per-Nutzung ist keine Entschuldigung, etwas zu kaufen

Der Faktor stellt Dinge ins Verhältnis, die sich sonst schwer ins Verhältnis setzen lassen (Kauf Auto gegen Kauf einer Jacke wie im obigen Beispiel). Er darf aber auf keinen Fall als Entschudigung für Schnäppchenjäger eingesetzt werden, die es als Lebensaufgabe ansehen, möglichst viel für möglichst geringe Qualität zu kaufen.

Kosten-per-Nutzen ist kein Rechtfertigungskator. Anderseits ist dein Bankkonto eher leer als dir lieb ist.

Kosten-per-Nutzung kann verwendet werden, um den Kauf eines teuren Artikels zu rechtfertigen, aber er kann auch billige Artikel genauso leicht rechtfertigen (wenn nicht sogar einfacher).

Zum Beispiel kann man sagen: „Die Kosten pro Nutzung dieser 120€ Schuhe ist 6€ pro Tag, wenn ich diese nur 20 mal trage. Zu teuer!“. Viel einfacher ist es zu sagen, „Dieses Kleid gefällt mir gut, und es kostet nur 15€. Auch, wenn ich es nur 10 mal trage, sind das nur 1,50€ pro Nutzung. Ich kaufe!“

Wobei, die Schuhe man vielleicht nicht nach 20 mal wegwerfen wird, das Kleid aber vielleicht schon nach der 2. Wäsche?

Man muss enorm vorsichtig sein, diesen Faktor nicht zu verwenden, um wertlose Käufe zu rechtfertigen.

Bottom line? Wenn du vorhast, den Wert-pro-Nutzung Faktor zu verwenden, musst du dir wirklich klar sein, was dieser bedeutet.

Was sind deine Gedanken zum Wert-pro-Nutzung Faktor?

Hattest du schon von ihm gehört? Wenn nicht, ist es etwas, was du denkst, dass du nun anfangen wirst, zu benutzen in Bezug auf deinen Kleiderschrank und andere Anschaffungen? Oder denkst du, es ist nur eine andere Form, um Einkäufe zu rechtfertigen?

Benutzt du aktuell den Wert-pro-Nutzung Faktor? Wenn ja, findest du, dass dieser dein Einkaufverhalten ändert/ geändert hat? Was war dein bester Kauf in Bezug auf Kosten-pro-Nutzung?


Last Update: 8 September 2015

Kategorien:Leben & Finanzen Private Finanzen



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